Zur Erinnerung, der letzte bekannte Aufenthaltsort war Beaucaire und nun sind wir auf dem Plaines des Maures. Wir tragen zur Aufklärung der fehlenden fast 200 km gerne bei.
Der Mistral schert sich nicht um den Wetterbericht und besteht auf sein Fortbestehen. Die Wettervorhersage dagegen knickt ein und erklärt die Verlängerung um weitere vier Tage. Wir trotzen dem Wind und drehen eine Runde entlang des Hafens. Am Nachmittag kommen unsere Freunde an und die nächsten zwei Tage haben wir eine Menge Spaß zusammen. Wir machen Party und singen 80er Hits.
Nach drei Nächten in Beaucaire beschließen wir die Weiterfahrt, wir in den Norden und Sandie und Karsten Richtung Südwesten.
Piolenc
Moment mal, in den Norden? Richtig, wir fahren 60 km die Rhône hoch nach Piolenc. Das Ziel ist das Musée Mémoire de la Nationale 7, im Winter geöffnet Sonntags von 14:00 bis 18:00. Wir kämpfen uns durch nach Piolenc, denn der Mistral ist es so richtig in Fahrt. Bei Windgeschwindigkeit von 100 km/n sinkt unsere Höchstgeschwindigkeit auf 65 km/h. Da der Wind meist von vorne kommt, habe ich selten Probleme das Wohnmobil in der Spur zu halten. Pünktlich kommen wir am Museum an, aber auch die nächste Stunde öffnen sich nicht die Zufahrtstore und so müssen wir und andere Wartende unverrichteter Dinge wieder wegfahren.
Wir fahren 9 km weiter auf eine Insel der Rhône. Noch nie in unserem Leben haben wir einen derart aufgepeitschten Fluß gesehen. An der Spitze der Insel schlagen die Wellen über den Damm und die Gischt spritzt bis in den Wald. Unser Wohnmobil ist innerhalb kürzester Zeit nass und wir verstecken uns dann doch lieber hinter dem kleinen Wäldchen, dass uns perfekten Schutz vor dem Mistral bietet.
Am nächsten Tag beruhigt sich der Wind ein wenig und die Windgeschwindigkeit fällt auf 75 Km/h. Hinter unserem Wald ist es fast windstill und angenehm leise, aber sobald wir den Schatten des Waldes verlassen, zieht einem der eiskalte Wind die Haut vom Gesicht. Wir haben keine Lust weiter zu fahren und bleiben in unserer kleinen Oase der Stille.
Avignon
Nach einer weiteren Nacht auf der Insel ziehen wir weiter nach Avignon, denn unser Weg führt uns nun auf der berühmten N7 nach Menton.
Wie Côte d'Azur
Richtig gelesen, wir fahren wieder an die Côte d‘Azur. Das Museum, auch wenn der Weg umsonst war, und das Schmökern in meinen zwei Büchern zur Nationale 7 („In die Sonne, in die Ferne“ und „C’était la Nationale 7„) haben uns richtig Lust auf diese Strecke gemacht. Und so werden wir die nächsten zwei, drei Wochen auf der N7 unterwegs sein.Sur le pont d’Avignon, On y danse, on y danse …Mittlerweile ist der Mistral weg und der Regen gekommen. Wir stellen uns auf den Park and Ride-Parkplatz und warten auf das Ende des Regens. Am Nachmittag kommt wie angekündigt die Sonne wieder raus und wir schlendern ein wenig durch Avignon, aber irgendwie will der Funke nicht richtig überspringen. Es ist feucht, es ist kalt, vielleicht lag es daran. Nach zwei Sunden kehren wir zu unserem Parkplatz zurück. Und da es keine Beschwerden gibt, bleiben wir auch die Nacht über auf dem Platz stehen.
Orgon
Am nächsten Morgen quälen wir uns durch die baustellenbedingten Staus von Avignon Richtung N7. In Orgon bleiben wir hängen, stellen uns dort auf einen Parkplatz am Ortsrand, erkunden den Ort und bleiben über Nacht.
Weiter gehts es nach Aix-en-Provence und landen auf der Autobahn Richtung Marseille, völlig falsch, aber wir finden den Weg zurück auf die D7N. Da eine Übernachtung an dieser Straße nicht besonders ruhig ist, biegen wir gegenüber von Rousset in die D56C ab und finden einen ruhigen Platz. Mittlerweile fegt schon wieder der Mistral mit Boen bis 80 km/h über die Landschaft und so können wir uns auch am nächsten Tag nicht dazu überwinden weiter zu fahren.
Der Wetterbericht kündigt das Ende des Mistrals an. Wir folgen der D56C erst einmal auf den Kamm, bewundern sehr kurz das Panorama, denn wir warten noch immer auf das Ende des Mistrals. Es geht zurück auf die D7N und weiter Richtung Osten.
Vier Tage Pause
Kurz vor Brignoles verfahren wir wieder nach unseren Prinzip „Runter von der Hauptstraße“ und fahren auf der kleinen D35 Richtung Bras in die Höhe. Wir finden einen Traumplatz und schauen aus unserem Heckfenster über das Tal. Hier werden wir sicher nicht nur eine Nacht verbringen. Der Mistral ist mittlerweile zusammengebrochen.
Wir befinden uns nun auf der Höhe von Toulon, etwa 34 km Luftlinie vom Meer entfernt, aber das Meer werden wir erst in einigen Tagen sehen, bei Frejus.
Vier Tage stehen wir auf unserem Plateau. Jeden Morgen setze ich mich auf meinen Stein und schaue mir den Sonnenaufgang über den Bergen an. Mir bieten sich unendliche Perspektiven und ich liebe diese Ruhe, die mich überkommt.
Aber nun müssen wir unseren Platz verlassen und uns wieder in die Zivilisation begeben, denn uns ist der Kaffee ausgegangen. Auf zum nächsten Supermarkt, einem E.Leclerc, in Brignoles. Schnell noch einen Blick in den Kalender, denn immer öfters verlieren wir die Orientierung, was den Wochentag angeht. Da der letzte Einkauf vor 15 Tagen war, füllen wir unserer Vorräte wieder auf und tanken noch schnell, obwohl der Tank noch halb voll war.
LIDL
Wir haben es getan, wir waren in einem Lidl. Nein, das brauchen wir nicht wirklich, dass ist absolut nicht unser Ding. Identische Produkte nur mit französischem Etikett und sogar die Würstchen kamen aus Deutschland. Für uns eher so ein Alptraum der Globalisierung. Du bist fast 1000 km von Deutschland entfernt, in einem anderem Land und es gibt die gleichen Artikel.Mistral
Der Mistral kann sich strafmildernd auswirkenIm Moment erleben wir die kältesten Tage in Südfrankreich, das Thermometer klettert kaum über 8 °C, aber das soll sich in den nächsten Tagen ändern und Temperaturen von 15 °C sind in Sicht. Wobei wir über 8 °C bei Sonnenschein nicht meckern, außer es ist mal wieder Mistral und der kann wirklich sehr unangenehm sein. Nicht umsonst nennen die Einheimischen den Mistral auch „Vent du fada“ und dies bedeutet übersetzt den verrückt machenden Wind. Aber der Mistral hat auch gute Seiten, der Himmel ist tiefblau, die Luft ist sauber, die Fernsicht ist phänomenal und Nachts funkeln die Sterne, weil der Wind jeglichen Dunst weggefegt hat.
Apropos Sonne, seit 50 Tagen hat unser Wohnmobil keine Steckdose mehr gesehen. Abgesehen davon, dass wir nur selten auf einem Stellplatz stehen, ist Strom hier oft mehr wert als Gold. 2 € für 30 Minuten ist mal eine Ansage.
Plaines des Maures
Der Plaines des Maures ist etwas ganz besonderes, denn hier leben unter anderen zwei ganz besondere Tiere, zum einen die größte Eidechse Europas, die Perleidechse und zum anderen die Hermann-Schildkröte. Eigentlich ist es ja die griechische Landschildkröte, aber da die lateinische Bezeichnung Testudo hermanni hermanni lautet, heißt sie hier einfach nur Hermann. Auf den Wanderparkplätzen gibt es Hinweisschilder mit einer Notrufnummer mit der Bezeichnung SOS-Hermann, damit verletzte Schildkröten von den Mitarbeitern des SOPTOM-Projekt in Gonfaron versorgt werden können.
Es sind 12 °C, es ist Winter und trotzdem duftet diese Landschaft.
Aussichten
Besser spät wie nieGhostbuster 2Es sind noch 147 km nach Menton. Bei der momentanen Reisegeschwindigkeit und den Schlenkern, die wir fahren, werden wir wohl rechtzeitig zum Zitronenfest ab 11. Februar dort eintreffen. allerdings bezweifle ich im Moment stark, dass wir uns dieses Fest überhaupt anschauen können, Stellplätze gibt es keine und eine Fahrt mit StreetView durch Menton war äußerst ernüchternd. Parkverbotsschilder für Wohnmobile mit zusätzlichem Hinweis, das auch abgeschleppt wird und Höhenbegrenzungen überall.
Hinter dem Plaines des Maures beginnt das Massif des Maures und da treibt es uns morgen hin. Im Moment sind es noch 20 km Luftlinie zum Meer.
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