Die Somme-Bucht hat uns wieder, denn zwischenzeitlich waren wir unter anderem in der Normandie, zu Fuß, aber dazu kommen wir später. Die zurückgelegten Kilometer mit Rad und zu Fuß sind mittlerweile fast drei Mal so hoch. Wir sind wieder in unserem Modus.
Aufgrund der schieren Menge an Wohnmobilen in Le Hourdel beschlossen wir uns keinen Meter zu bewegen und die Ferien und die kommende Woche mit den zwei Feiertagen in Frankreich einfach auszusitzen. Ab in die Natur und nach uns die Sinflut, klappt meistens ganz gut.
Kegelrobben und Seehunde bei Le Hourdel
Wir können sie jeden Tag bewundern, bei Ebbe liegen einige Tiere recht nah gegenüber dem Stellplatz, die Masse liegt weiter draußen. Manchmal kommt ein neugieriges Tier auch ziemlich nahe an den Strand und schaut sich die Menschen an.
Am Hafen gibt es Touren entlang der Sandbänke zur Besichtigung der Robben und Seehunde, aber bitte beachten, paddeln und laufen ist angesagt. Gummistiefel sind empfohlen.
Mers-les-Bains
Irgendwann breitete sich die Wüste im Wassertank aus und wir brauchten eine Oase. Nach einer Nacht auf einem Stellplatz mit Frischwasser bei Cayeux-sur-mer fuhren wir entlang der Küste zu einem Platz direkt bei den Klippen oberhalb von Mers-les-Bains.
Wir blieben zwei Tage und nutzten die Zeit für zwei Wanderungen. Die erste Tour führte uns runter nach Mers-les-Bains und Le Tréport. Wir sind also zu Fuß in die Normandie gelaufen, denn die Grenze zwischen den zwei Orten, ist auch die Grenze der Regionen Hauts-de-France und Normandie.
Die zweite Wanderung ging auf dem Sentier du Littoral auf den höchsten Kreidefelsen Europas nach Le Bois de Cise, diese Tour haben wir hier beschrieben. Das war wieder einmal eine typische Wanderung von uns zwei Irren, sind ja nur 4 km, da brauchen wir nichts zu Trinken und schon gar nichts zu Essen. Voll vermessen, es wurden über 10 km mit über 500 Höhenmetern. Passiert uns immer wieder und auch diesmal haben wir uns in einem Wald fast verirrt.
Da wir die Grenze der Region Hauts-en-France erreicht hatten ging es nun ein wenig durch das Hinterland zurück zur Somme-Bucht. Das Wochenende verbrachten wir allerdings noch allein in absoluter Ruhe auf dem Stellplatz in dem kleinen Ort Bourseville und bekamen am Sonntag sogar ein Baguette geliefert.
Zurück an der Somme-Bucht
Montag, 14. Mai, die Ferien sind zu Ende und wir beschlossen mal zu schauen, wie es denn nun in Le Hourdel aussieht. Sagen wir es mal so, statt den letzten Platz bekamen wir den vorletzten Platz, aber nur aus einem Grund. Mittlerweile hatte ein Camper zur Selbsthilfe gegriffen und das Verbotsschild für den vorderen Teil des Parkplatzes entfernt. Was zur Hölle geht hier ab? Es ist Mai. Ein Mitarbeiter der Gemeinde suchte in der Nähe des ehemaligen Standortes des Schildes die Gebüsche ab und suchte sein Schild. Wir erfuhren, dass die Gemeinde über die Zustände am vorletzten Wochenende nicht glücklich war und weitere Maßnahmen plant. Sorry, wir können es verstehen. Dies ist ein Naturschutzgebiet, beziehungsweise ein Nationalpark und am Ortseingang stehen Schilder, die das Abstellen von Wohnmobilen außerhalb des Stellplatzes mehrfach verbieten. Trotzdem stellten sich die Camper an die Dünen, bauten die Markise auf und ballerten teilweise ihr Abwasser in die Natur. Sorry, aber da könnten wir kotzen. Wir stehen auch gerne frei, aber wenn es nicht möglich ist, dann ist es eben nicht möglich.
Und während ich diese Zeile schrieb, erschien die Gendamerie und fackelte nicht lange. Das Schild fehlt zwar immer noch, aber der vordere Parkplatz wurde geräumt. Ok, den Rest kann man sich denken, zwei Stunden später war der Parkplatz wieder komplett zugeparkt.
Saint-Valery-sur-Somme
Wir verbringen viele Kilometer auf den Rädern. Wir waren mehrfach im 7 km entfernten Cayeux-sur-mer, auch weil dort ein kleiner Supermarkt ist. Wir waren in Saint-Valery-sur-Somme, am Cap Hornu und machten eine Tour direkt in die Bucht auf einem Damm. Von dort unternahmen wir immer wieder kleinere Ausflüge in das Überschwemmungsgebiet, die Uhrzeit der Flut im Kopf und immer mit einem Blick auf das Wasser. Das Wasser kommt rasend schnell und an vielen Stellen wird gewarnt und dazu aufgefordert drei Stunden vor der Flut das Gebiet zu verlassen. Wer nicht aufpasst, braucht ganz schnell Hilfe, wir haben einen Einsatz der Männer von den „Les Sauveteurs en Mer“ miterlebt.
Nach uns die Sintflut
Dem Wahnsinn an der Küste am Wochenende können wir sehr gut entkommen. Zwar steppt auf dem Stellplatz und am Strand der Bär, aber sobald wir die Straße am Strand Richtung Landesinnere verlassen haben, befinden wir uns im Auge des Hurrikans, es herrscht eine faszinierende, absolute Ruhe. Hier ist plötzlich niemand mehr und wir tauchen in die Natur ab.
Jules Verne würde lachen
Jules Verne lebte ja in Amiens, dort war er sogar Stadtrat, und in Le Crotoy. Le Crotoy, auf der anderen Seite der Somme-Bucht, wird nächste Woche im übrigen unser nächstes Ziel sein. Aber zurück zu Jules Vernes, bei der Nummer mit den 80 Tagen sind wir dabei. In 80 Tagen um die Somme-Bucht. Ach, um die Welt? Ach so, nö, dann sind wir raus.
Seit dem 3. Mai haben wir etwa 80 km mit dem Wohnmobil zurückgelegt und fast 200 km mit den Rädern oder zu Fuß. Ein sehr ausgewogenes Verhältnis. Schont auf alle Fälle die Reisekasse, denn Diesel ist mit etwa 1,46 € gerade nicht billig.
Shut up legsJens VoigtUnd wir haben ein neues Hobby, nämlich Speed-Shopping. Wir ballern die insgesamt 14 km mit den Bikes so schnell es geht. Heute Nachmittag konnten wir uns auf knapp 27 km/h steigern, Reifen an Reifen und Claudia im Windschatten. Macht hier auf der ehemaligen D102 schon Eindruck, wenn wir an all den Spazierfahrern vorbeifliegen. Hat so was von Tour de France, wenn die Ausreißer vom Hauptfeld geschluckt werden, also wir haben Spaß.
PS: Wir brauchen eine Pressluft-Tröte an den Rädern.
Wollt ihr mehr Offroad?
Bitte schön, aber jetzt ist Schluß, es hupt, die Baguettes kommen.
Update 22. Mai 2018
Als wir am Morgen Le Hourdel verlassen, wird der Dünenstreifen entlang der Straße mit Holzpflöcken versehen. Die Gemeinde hat rasant reagiert.