Heute geht es nach Beaucaire, aber wo waren wir stehen geblieben? Genau, unsere Tanks sind gefüllt und unsere Hände tot.
Und wo stehen wir nochmal? Richtig unten im Kessel auf etwa 300 m und jetzt geht es hoch auf 707 m. Außer den Tanks sind auch die Abwassertanks fast voll. Der Vorteil ist, dass hier zu dieser Jahreszeit kaum jemand unterwegs ist. Wir schrauben unsere etwa 5,8 to in aller Ruhe und ohne den Motor groß zu quälen den Berg hoch.
400 m höher und 16 km später endet die Fahrt an einer großen Ausbuchtung der D185. Bis zum Abend sehen wir maximal ein Auto in der Stunde, später herrscht absolute Ruhe.
Als ich am Morgen aus dem Fenster blicke, glitzert die Hochebene weiß. Die Nacht war kalt und feucht.
Wir verlassen unser Nachtlager und biegen links auf die D999 ab und finden in Alzon überraschenderweise einen Stellplatz. Eigentlich hätte es hier Wasser geben müssen, so rein aus Prinzip, weil unsere Tanks jetzt voll sind, aber auch hier ist die Anlage außer Betrieb. Wir leeren unsere Abwassertanks und ziehen weiter.
Glücklicherweise haben wir mittlerweile eine Trenntoilette, denn bei etlichen dieser Stationen sind die Klappen für die Kassettentoiletten mit einem Schloß gesichert.
Wir fahren Richtung Millau, da nach 14 Tagen so langsam mal wieder unsere Vorräte aufgefüllt werden müssten. Alternativ stünden uns noch Nudeln mit Öl und Knoblauch zur Verfügung oder Nudeln mit Knoblauch und Öl.
Wie oft gehen wir einkaufen?
In der Regel so etwa alle 14 Tage. Wir stellen einen groben Essensplan auf und gehen dann richtig einkaufen. Nach so einem Einkauf könnte unserer Wohnmobil locker als Versorgungsfahrzeug durch gehen. Das Gemüse hält sich bei den Temperaturen in der Heckgarage sehr gut und unser Kühlschrank ist ja mittlerweile groß genug.Millau
Mittlerweile haben wir festgestellt, das wir eigentlich total bekloppt sind. Wir sind in den Süden, wegen der Wärme und fahren jetzt im Gebirge herum.So folgen wir der D999, die zur D7 wird und biegen ab auf die D809 Richtung Millau. Am Aussichtspunkt über der Stadt machen wir halt und suchen unser Nachtlager.
Der Stellplatz kostet irgendwas um die 14 € und hat vernichtende Bewertungen. Wir fahren in eine kleine Straße auf der anderen Seite der Tarn und finden vor einem Ort eine kleine Bucht. Nicht der Knaller, aber der Zweck heiligt die Mittel. Während das Essen in der Pfanne brutzelt, fährt eine Streife der Gendamerie vorbei und grüßt uns. OK, das gibt schon mal keine Probleme.
08:00 am nächsten Morgen, ich öffne ein Rollo und schaue auf eine weiße Wand, ich mache das Rollo wieder zu. Egal, wir wollen heute vor allem einkaufen und tanken. Als wir das Tal verlassen, durchbrechen wir den Nebel und uns lacht ein strahlendblauer Himmel an. Wir fahren zum E. Leclerc in Creissels und gehen vor imposanter Kulisse einkaufen.
Causses noir
Wir müssen wieder zurück nach Millau und von dort auf die D110. Es geht in Serpentinen wieder steil nach oben, bald sind wir über den Resten des Nebels und erleben fantastische Ausblicke. Unser Ziel ist das 15 km entfernte Felsenmeer Montpellier des Vieux. Der Parkplatz an unserem Ziel ist geschlossen und die Gegend nicht wirklich einladend.
Landschaftlich der Hammer, aber die Bäume sind übersät mit Gespinsten des Pinien-Prozessionsspinner. Tausende dieser Nester sehen wir, die Bäume sehen aus, als wären sie mit Weihnachtskugeln geschmückt. Wir fahren weiter und biegen ab auf die D29 und finden einen Platz für die Nacht. Unsere heutige Tagesleistung: 20 km
Die Nacht war wieder himmlisch ruhig und wir konnten einen grandiosen Sternenhimmel geniessen. Wir stehen wieder im Nichts, hier fahren kaum Autos und der nächste Ort ist 10 km entfernt. Aber egal, wo wir bisher standen, seltsamerweise gibt es immer Internet und dies auch immer ausreichend schnell. Unsere Router und Antennenkombination ist teilweise tagelang in Betrieb und läuft völlig ohne Probleme.
Die Geier in der Jonte-Schlucht
Am nächsten Morgen fahren wir runter nach Le Rozier und biegen nach rechts auf die D996 ab. Unserer Ziel ist 4 km weiter, wir wollen die Geier der Jonte-Schlucht sehen. Dort gibt es eine Beobachtungsstation, das Maison des Vautours, die allerdings in dieser Jahreszeit geschlossen ist, aber dies dürfte den Geiern eigentlich ziemlich egal sein.
Die Geier wurden in den 80ern hier wieder angesiedelt, nachdem der Mensch die letzten Tiere etwa 1940 ausgerottet hatte. In dieser Beobachtungsstation werden die Tiere überwacht und beobachtet. Besucher können im Sommer über Kameras Bilder von den Jungtieren in den Nestern bestaunen.
Wir stellen unser Wohnmobil auf dem Parkplatz ab und schauen gebannt in die Felsen und den Himmel. Wir sehen erst einmal nichts. Kurz darauf sehen wir einen Geier, der gleich wieder um die Ecke des Felsens verschwindet. Plötzlich tauchen immer mehr der Vögel auf. Am Ende kreisen etwas 50 – 60 Geier in zwei Gruppen über den Felsen.
Der absolute Wahnsinn, wir schauen eine lange Zeit den Vögeln zu, können sie beim Landen auf den Felsen beobachten und meine Kamera mit 300er Tele läuft heiß. Der Weg hat sich mehr als gelohnt.
Tarn-Schlucht
Nun geht es wieder ein Stück zurück, denn in die Abzweigung auf die D907 in die Tarn-Schlucht ist in Beauregard, gegenüber von Le Roziers auf der anderen Seite der Tarn. Hier mündet auch die Jonte in den Tarn. Wir folgen der Straße bis Saint Enimie. Hier macht sich der Tourismus wieder voll bemerkbar, es wimmelt nur so von Reglementierungen für Wohnmobile. Selbst die verwaisten Plätze an den vielen Kanu-Station sind mit Baggern und Anhängern abgesperrt. Wir müssen gestehen, das uns die Schlucht des Hérault, der Vis und der Jonte besser gefallen hat.
Causse Méjean
In Saint Enimie verlassen wir die Schlucht über die D986 und fahren auf die Causse Méjean. Wir sind überrascht wie viel Schnee hier liegen kann, denn über 2 m hohe Schneeleitstäbe begrenzen die Straße. Einen schönen Platz finden wir leider nicht. Es gibt so Tage, da findet man leider keinen vernünftigen Platz und nach 28 km sind wir schon in den Cevennen.
Cevennen
Nicht geschlossene Schränke neigen in Serpentinen zur Entleerung. Ein Teller wenigerWir finden einen guten Platz nach dem Anderen, aber es gibt nur ein Problem, die Cevennen sind ein Nationalpark und eine Übernachtung ist hier nicht erlaubt. Wir wollen unser Glück nicht herausfordern und den Geldbeutel schonen. Letztendlich stellen wir uns auf einen Parkplatz am Ortsrand von Saint-Sauveur-Camprieu. Der Wind nimmt zu und die Gendamerie fährt vorbei.
Die Nacht wird sehr stürmisch und richtig kalt. Am nächsten Morgen stürmt es noch immer und eine schwarze Front zieht auf. Ein Blick auf die Website von meteo.fr veranlasst uns zu einem Blitzstart. Es wurde die zweithöchste Unwetterwarnstufe für Sturm und Schnee ausgegeben. Den Sinn des Wortes Blitzstart hat nur einer nicht verstanden, unser 608er, bis der ansprang, hätten wir eingeschneit werden können.
Rückzug nach Beaucaire
Schatz, du kannst deinen Sitz loslassen, der fällt mit in die TiefeDer geplante Abstecher auf den 1567 m hohen Mont Aigoual mit seinem tollen Panorama muss leider entfallen. Es geht wieder auf die D986 und die Straße ist teilweise mit einer dicken Schicht Raureif überzogen. Ich trete an einer ungefährlichen Stelle bei 30 km/h beherzt in die Bremsen und unser Wohnmobil rutscht einige Meter weiter. Kurze Zeit später muss ich erneut scharf bremsen, eine Hirschkuh springt auf die Straße und verschwindet auf der anderen Seite im Wald.
Aber erst einmal geht es weiter nach oben auf den Col de Faubel mit 1285 m. Und endlich geht es runter ins Tal, der blaue Himmel breitet sich vor uns aus und mit der letzten Serpentine treffen wir im Tal wieder auf den Hérault, der uns bis Ganges begleitet und so lernen wir auch den oberen Teil des Hérault-Tals kennen.
Noch nie haben wir mit unserem Wohnmobil so viele Höhenmeter gemacht. Von den Hochflächen der Causses runter in die Täler und Schluchten des Hérault, der Vis, der Jonte und der Tarn und genauso wieder rauf, teilweise mit 12%. Und wir sind froh kein größeres Wohnmobil zu besitzen, denn einige der Straßen waren verdammt eng.
Mittlerweile ist die D986 in die D999 gemündet und wir folgen dieser Straße über Nîmes bis nach Beaucaire und stellen uns auf den kostenlosen Stellplatz am Quai de la Paix.
Beaucaire
Von zwei hier von Bewohnern abgestellten Wohnmobilen abgesehen, stehen wir alleine auf dem Stellplatz mit Blick auf den Rhône-Sète-Kanal. Am Nachmittag trotzen wir dem Mistral und laufen eine Runde durch die engen Gassen des Ortes und entdecken einen Waschsalon gleich in der Nähe des Stellplatzes. Dann können wir hier gleich unsere Wäsche erledigen und Besuch hat sich gestern auch noch angekündigt. Sandie und Karsten von Ewald on Tour, unterwegs nach Afrika, kommen mit ihrem Mercedes Kurzhauber auf einen Sprung vorbei. Wir bleiben also mindestens zwei Nächte hier.
Die Sonne scheint, wir treffen liebe Freunde, die Temperaturen steigen und heute Abend soll dem Mistral die Puste ausgehen. Was will man mehr?
Und die nächste Ausgabe des Roadbooks bietet eine große Überraschung.
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