Das wir nach La Rochelle in Deutschland gelandet sind, liegt nicht an unseren mangelnden geografischen Kenntnissen. Wir sind eben unberechenbar.
Île d’Oléron
Wir verließen am Montag unseren recht ruhigen Stellplatz in La-Brée-les-Bains und fuhren zu einem Supermarkt in Saint-Pierre-d’Oléron. Wir trauten unsere Augen nicht, als wir die gut 30 Wohnmobile auf dem Parkplatz erblickten. Nach dem Einkauf ging es über die Brücke zum Festland. Der siebte Kreis der Hölle hatte sich geöffnet, denn im Minutentakt spuckte die Brücke weitere Wohnmobil auf die Insel. Wir bekamen erste Zweifel, ob wir unseren Plan wirklich durchziehen sollten.
La Rochelle
Die geplante Fotosession im Hafen von La Rochelle fiel wegen einer Großbaustelle und schlechtem Licht ins Wasser. Im kompletten Hafen wird bis Ende 2018 restauriert und der Blick auf die Türme und Altstadt war zudem mit großen Schiffen verstellt.
La Rochelle hat uns trotz seiner vielen Baustellen gefallen und unsere Wanderung fiel entsprechend lang aus, die Stadt hatte etwas. Hier wird gelebt und genossen. Die Plätze der Restaurants in den Gassen der Stadt waren voll und auf der Straße spielte jemand Akkordion.
Auch in der Innenstadt findet sich momentan eine sehr große Baustelle. Nach einem Brand im Juni 2013 wird das Hôtel de Ville wieder instand gesetzt.
Marais Poitevin
Unser nächstes Ziel war der Marais Poitevin. Dieses Naturschutzgebiet mit seinen tausend Kanälen nördlich von La Rochelle wird auch das grüne Venedig genannt. Leider war uns das Wetter nicht gnädig. Immer wieder regnete es heftig und verleidete uns die Lust das Wohnmobil zu verlassen. Eine Besserung war auf die Schnelle nicht in Sicht und so ging es weiter in den Norden.
Mesquer
Nach gut 220 km und 3 Kilometer vor der Bretagne landeten wir in Mesquer. Wir brauchten Auslauf und obwohl es regnete, liefen wir eine Runde durch die Sümpfe und anschließend an die Küste. Auch diese Halbinsel Guérande mit dem bekannten gleichnamigen Ort (Bekannt für sein Meersalz) ist sehenswert. Historisch gesehen hatten wir die Bretagne erreicht, denn erst seit 1941 gehört diese Region zur Loire-Atlantique. Den sehenswerten Parc naturel régional de Brière werden wir das nächste Mal mit Sicherheit nicht nur durchqueren.
Wir unterbrechen kurz den Roadtrip
Die Entscheidung fiel ganz schnell, fast von einer Minute auf die Andere. Auf einmal war alles ganz klar, wir beschlossen alle notwendigen Aufgaben jetzt zu erledigen anstatt Anfang September. Die Vorteile lagen einfach auf der Hand, wir meiden die Hochsaison und können nach Ende der Ferienzeit Anfang September sofort wieder unterwegs sein und hoffentlich noch einen schönen Spätsommer genießen. Wir sind nicht wirklich scharf darauf im Herbst am Womo zu schrauben.
Aber da war noch etwas ganz Entscheidendes. Für die Mittelmeerküste und die Hälfte der Atlantikküste hatten wir sieben Monate gebraucht. Für die zweite Hälfte der Atlantikküste und die viel längerer Küste entlang der Bretagne, Normandie und Haute-de-France standen uns nur noch etwa 50 Tage zur Verfügung und das in der Hochsaison.
Unseren Entschluss zogen wir sofort und konsequent durch. Am ersten Tag schafften wir aufgrund der späten Abfahrt nur 368 km bis Thiberville und durften ein letztes Mal die Sonne sehen. Am zweiten Tag quälten wir uns 648 km durch Sturm, sehr viel Regen und dichtem Nebel bis nach Deutschland. Kurz nach 21 Uhr überquerten wir völlig gerädert die deutsche Grenze, aber nicht ohne vorher wenigstens in Belgien Frites gegessen zu haben. Ich hoffe, dass wir drei Versuche frei haben, denn diese Pommes waren so richtig scheiße.
Die nächsten sieben Tage verbrachten wir zur Akklimatisation erst einmal bei Freunden in der Eifel und machten wieder erste Erfahrung mit der deutschen „Freundlichkeit“ in der Post in Schleiden.
Welcome back, wir haben den Deutschland-Blues. Das Gefühl des Heimkommens will sich nicht einstellen.
Reparieren und verbessern
Nun stürzen wir uns zur Ablenkung in die Arbeit. Erste kleinere Reparaturen sind schon erledigt.
- Die Regenrinne an der Alkovenspitze ist wieder fest und neu lackiert.
- Die Eingangstür und alle Klappen haben wir innen silber gestrichen, damit sie im geöffneten Zustand nicht immer so unpassend weiß leuchten.
- Den Türrahmen der Eingangstür haben wir teilweise neu lackiert.
- Die Reling, durch viele Kontakte etwas ramponiert, ist nicht mehr blau, sondern silber
- Zwei Schlösser wurden repariert.
Weitere Arbeiten stehen auf unserer langen Liste, kleine Verbesserungen, Lackreparaturen, Ölwechsel und so einiges mehr. Etwas größere Projekte sind auch dabei, so werde ich den Ablass des Duschwassertanks nach hinten zum Ablass des Küchentanks verlegen.
Desweiteren haben wir noch ein kleines Problem mit dem Wechselrichter. Wenn die Sonne auf die Solarpanels scheint und der Wechselrichter eingeschaltet wird, geht dieser immer öfter auf Störung. Eine Überspannung liegt aber nicht an, dass habe ich schon gemessen. Erst wenn die Sonne untergegangen ist, können wir auch den Wechselrichter wieder einschalten. Meine Vermutung, dass der Wechselrichter die Eingangsspannung nicht richtig erkennt, wurde von Andre von Amumot bestätigt und das heißt, dass der Wechselrichter ersetzt werden muss.
Das Auto muss dann noch zum TÜV und wir wollen endlich das H-Kennzeichen.
Minimalismus
Eine Menge Geraffel, dass sich die letzten Monate im Auto angesammelt hatte oder sich als nutzlos erwies, wurde schon aus dem Camper entfernt oder wird bei eBay angeboten. Zwei weitere 230 V Geräte haben unser Auto schon verlassen, der Fön und der Toaster.
Verluste
Unsere Verluste in sieben Monaten halten sich in Grenzen. Claudias Canon Powershot S100 hat nach 6 Jahren und zehntausenden Bildern den Geist aufgegeben und wurde durch eine Canon Powershot SX720 HS ersetzt. Ebenso musste Claudias Fahrrad ersetzt werden und ich habe mein geliebtes Sigma 17-50mm Objektiv geschrottet. Leider waren die Kratzer auf dem Frontglas in den Bildern deutlich zu sehen. Wie das passiert ist, weiß ich nicht, vor allen Dingen weil immer die Sonnenblende als Schutz drauf ist. Wir haben das Objektiv schon in Frankreich zu Sigma nach Rödelheim geschickt und es wird demnächst wieder repariert bei Freunden ankommen.
Unsere Plastikkeile in der extremst unauffälligen Farbe Attention-Gelb sind endlich vollkommen zerbröselt und wurden durch einfaches Holz ersetzt. Wir haben bei ETS Rochette in Carcans nach Beratung für 7,49 € ein 4 cm hohes, 2 m langes und 30 cm breites Holzbrett aus behandeltem Holz gekauft. Das Teil wurde uns direkt mit dem Stapler an den Camper transportiert und von einem Angestellten auch in den Innenraum verfrachtet, ein toller Service. Ich habe das Brett in vier Teile gesägt und diese Keile haben sich super bewährt.
Wie geht es weiter?
Anfang September geht es über die Niederlande und Belgien erst nach Frankreich und dann werden wir weitersehen. In den Niederlande werden wir uns eine Überdosis Kibbeling gönnen, denn so etwas findet man leider in ganz Frankreich nicht. Pläne? Ich glaub das Thema ist durch.
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