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In Deckung, Weihnachten naht

Weihnachten

Das kommende Weihnachten klopft schon seit Monaten heftig an und will uns schon seit Ende August mit Eintreffen der Süßigkeiten zu einem „Oh, du fröhliche“ zwingen. Auch auf der COCA COLA Flasche grinst mir seit Wochen höhnisch ein Weihnachtsmann entgegen. Warum der allerdings im Spätsommer Mantel und Mütze trägt, entzieht sich meiner Kenntnis. Wie sagt der Einzelhandel immer, der Kunde verlangt danach. Lassen wir dies einfach mal so stehen, ich war es jedenfalls nicht.
Und spätestens, wenn das unvermeidliche „Last christmas“ von WHAM aus dem Radio schallt und jedes Lied mittels Glöckchen zum Weihnachtslied verunstaltet wird, ist alles zu spät .

Wir für uns sind vor drei Jahren ausgestiegen. Claudia und ich hatten damals beschlossen uns nichts mehr zu schenken. Wir beschenken uns, wenn es passt. Wir kaufen etwas, wenn wir es brauchen. Unsere Kinder bekommen eine persönliche Kleinigkeit, etwas das Freude bereitet. Es gibt auch keine Geldgeschenke mehr, da wir im Laufe eines Jahres alle möglichen Anschaffung der Kinder sponsern oder übernehmen. Nein, wir werden es auch dieses Jahr wieder wie letztes Jahr machen. Wir mieten uns eine Ferienwohnung und verbringen ruhige Tage miteinander.

Ich kann aus Erfahrung sagen, ein Weihnachten ohne Geschenke ist um vieles erholsamer. Ich empfand die jährliche Schenkerei immer als große Last. Ich verschenke viel lieber etwas außerhalb der Feste, macht einfach mehr Spaß. Und da Claudia auch noch einen Tag vor Weihnachten Geburtstag hat, war alles noch viel stressiger.
Das Motto des Einzelhandels ist klar vorgegeben, jedes Jahr höher, schneller, weiter und nicht kleckern, sondern klotzen Und wenn es sein muss, auf Pump. Nein danke, wir machen nicht mehr mit!
Immer beliebter und schon immer sinnlos, das Weihnachtswichteln. Der Plunder kommt meist aus dem Ein-Euro-Shop und landet zu neunzig Prozent im Müll. Wenn es aber gut läuft, kann so ein Geschenk aber auch gut und gerne drei bis vier Wichtelrunden überleben. Wenn Du Pech hast, fällt Dir dein eigener Geschenktrash nach drei Jahren wieder vor die Füßen. Sei tapfer, das nächste Wichteln kommt bestimmt.

Wir lassen all die gestressten und in Panik geratenen Mitmenschen durch die Innenstädte marodieren und schauen aus sicherer Entfernung dem Chaos zu. Der Tagesschau ist es ja ein regelmäßiger Beitrag zum Wochenende wert, verbunden mit der unvermeidlichen Umsatzmeldung des Einzelhandels.
Wenn du allerdings mal richtig Spaß haben willst und dabei gleichzeitig etwas Überlebenstraining absolvieren möchtest, dann empfehle ich dir einen verkaufsoffenen Sonntag in einer der Metropolen. Vorzugsweise bei Nieselregen und Wind, denn Schirme erhöhen den Spaßfaktor und das Wetter senkt die Laune der Herde. Der ADAC empfiehlt ja auf längeren Reisen in kalten Jahreszeit Decken und warme Getränke mitzunehmen, ich empfehle diese Ausrüstung noch mit ein paar Stullen und Hörbüchern zu ergänzen.

Und nun warte ich auf den Tag an dem es Weihnachtsmänner aus Wurst, Käse oder gepresstem Putenfleisch gibt? Liebe Lebensmittelindustrie, habe ich Euch da nicht auf eine geniale Idee gebracht? Nichts darf verschont werden. Wir feiern Weihnachten bis der Arzt kommt und uns Ostern verschreibt. Den mittlerweile bekommt alles, was nicht bis drei auf dem Baum ist, einen weihnachtlichen Anstrich verpasst. Und wer hätte sich vor Jahren jemals vorstellen können, dass sich Menschen freiwillig in aller Öffentlichkeit rot-weiße Zipfelmützen, vorzugsweise mit blinkenden LEDs, oder Rentier-Geweihe aufsetzen.

Wir haben uns letztes Jahr alle in Erfurt getroffen, waren im ESPITAS in Erfurt essen und haben uns dann für drei Tage in den Thüringer Wald zurückgezogen. Ausruhen, einfaches Essen ohne Stress, spielen, spazieren , Spielfilme und Spaß. Mehr nicht!
Wir kaufen relativ zeitig die Lebensmittel für die Weihnachtsfeiertage ein und zwar gemäßigt. Denn nach zwei oder drei Tagen sind die Geschäfte wider Erwarten wieder geöffnet und niemand verhungert. Die Panik war zum wiederholten Mal völlig umsonst. Die ohnehin schon gigantische Verschwendung von Lebensmitteln wird an den Feiertagen nochmals getoppt. Manch Hausfrau oder Hausmann taucht erst nach Tagen wieder aus der Küche auf oder dem was davon übrig geblieben ist.

Aber vielleicht, vielleicht werden ja in einigen Jahren zur Weihnachtszeit die rechten Spuren der Autobahnen gesperrt, dürfen nur von Paketautos mit Sondersignal (blinkende Lichterketten und „Ho Ho Ho“ als Martinshorn) benutzt werden und die Innenstädte sind ein Hort der Ruhe und autofrei. Ausgenommen sind natürlich Paketdienste. Man weiß ja nie!

Apropos Sondersignal, in meinen achtzehn Jahre als Rettungsassistent mussten wir so manche Feier beenden, oft auch mit polizeilicher Unterstützung. Man hatte sich halt ganz doll lieb oder war dem Stress nicht gewachsen.

Rettungsdienst

Damals, als ich jung und … 😉

Und trotzdem gibt es von mir einen weihnachtlichen Tipp. Eine Fahrt zu später Stunde durch die Dörfer im Elsass.

In diesem Sinne, Zipfelmütze auf, „Last christmas“ als Klingelton, Augen zu und immer schön enspannt bleiben. Es geht vorbei. 😀

Andreas

PS Das Beitragsbild ist von der letzten mir bekannten weißen Weihnacht, damals noch in Frankreich wohnend.