Nach drei Tagen Arbeit waren die Bremsen und das Lager der Kardanwelle erneuert, aber was wird der Bremsenprüfstand erzählen und wie würde das Oldtimer-Gutachten laufen?
Ja, es war etwas still in letzter Zeit. Mir fehlte ehrlich gesagt ein wenig die Lust und Motivation. Außerdem waren wir viel unterwegs, haben viel gearbeitet und es gab auch nicht viel Spektakuläres.
Arbeiten am Wohnmobil
Nachdem wir die rote Karte vom TÜV verdaut hatten, mussten die Ersatzteile für die Bremsen und ein neues Lager für die Kardanwelle besorgt werden. Wir hatten Zeit, Marco wollte für eine Woche in die Niederlande und so beschlossen wir die Reparatur erst nach seinem Urlaub zu machen. Zwischendurch haben wir Marco und seinem Vater noch geholfen eine Halle zu renovieren.
Bremsen
Die Reparatur der Bremsen verteilten wir auf zwei Nachmittage. Die Arbeiten gingen erstaunlich reibungslos und ohne große Überraschungen über die Bühne und flutschten am zweiten Tag erwartungsgemäß wesentlich schneller von der Hand. Die Aufgaben waren jetzt klar verteilt und jeder zog seine Arbeiten durch.
Bis auf die Ankerplatte und die Bremsbacken sind alle Teile neu, sogar die Limesringe und die Radmuttern haben wir erneuert. Die Ankerplatte wurde gereinigt und lackiert, die Bremsbacken wurden gesandstrahlt und lackiert.
Der subjektive Eindruck auf der ersten Fahrt war fantastisch, aber die endgültige Wertung durch einen Bremsenprüfstand stand noch aus.
Lager Kardanwelle
Am dritten Tag wurden Marco und ich dann doch noch am Nasenring durch die Manege geführt. Nachdem das alte Lager demontiert war, bauten wir das neue Gummilager und Kugellager inklusive der Staubschutzschalen ein, ein großer Fehler. Das neue Kugellager ist im Gegensatz zum alten Lager geschlossen, staub- und wasserdicht. Auch das Gummilager hat eine andere Ausprägung, so dass sich die Kardanwelle mit diesen Schalen nicht mehr bewegte. Wir konnten das neue Lager nicht wieder von der Kardanwelle schlagen, weil es sonst zum Teufel gewesen wäre. Also bearbeiteten wir in mühevoller Kleinarbeit die Schale mittels Seitenschneider und einem selbst geschliffen Mini-Meißel solange, bis wir sie endlich raus hatten. Hat uns locker über eine Stunde gekostet. Die Muttern des Gummilagers in den Langlöchern dürfen erst einmal nur so fest angezogen werden, dass sich das Lager mit etwas Kraft bewegen lässt, dann eine Runde um den Block fahren und anschließend die Muttern festziehen. Dann hat sich das Lager in die richtige Position gerüttelt.
TÜV – Die Bremsen auf dem Prüfstand
Montag, es war soweit. Wir fuhren wieder zur Mercedes-Benz Niederlassung in Hilden und dort voller Spannung auf den Bremsenprüfstand. Ein Begräbnis der Nadeln, fast bis an den Anschlag und absolut synchron, auch die Handbremse. Eine glatte 10,0. Mit diesen Bremsen könnten wir in der Eiger-Nordwand parken, ohne Keile.
Auch das folgende Gutachten für das H-Kennzeichen lief rund. Wir sind nun offiziell ein historisches Fahrzeug.
Willys Treffen
Die neuen Nummerschilder hatten jetzt einfach noch etwas Zeit. Unsere Reservierung des neuen Kennzeichens galt bis zum 6. September. Wir beschlossen die Ummeldung nach dem Willys Treffen in Enkirch zu erledigen. Alles andere wäre unnötiger Stress und etwa 30 l sinnlos verbrauchter Diesel gewesen, denn wir wären an Enkirch vorbei gefahren.
Das Treffen, im übrigen unser einziges Event dieses Jahr, selber war wieder klasse, auch wenn das Wetter dieses Jahr eher durchwachsen war. Unsere Gruppe, die ursprünglich überwiegend aus unseren Freunden aus der Eifel bestand, erweiterte sich wie letztes Jahr schon mit unseren Freunden aus Solingen. Einfach grandios, die Eifel und Solingen wachsen zusammen.
Nachdem am Sonntag sich die Runde aufgelöst hatte, verlagerten wir unseren Standort auf den dortigen Wohnmobilstellplatz und verlängerten das Treffen unter anderem mit Sandie, Karsten (Ewald on tour), Paola und Igel (Grenzenlos) bis Dienstag Morgen.
Quer durch die Republik
Am Dienstag Morgen war Schluß mit Party, ein 1300 km langer Trip stand uns bevor. Wir begannen mit der Zulassungsstelle in Mainz. Es wurde ein langer, sehr langer Besuch, nach über dreieinhalb Stunden verließen wir endlich das Amt mit unseren neuen Schildern.
Von Mainz ging es zu Freunden nach Hagen, vier Tage später weiter nach Jena.
#vanlife
Egal wo wir waren, ob in Mainz, Wiesbaden, Melsungen, Solingen, Hagen oder Jena, meistens nieselte, regnete oder schüttete es. Die Sonne war seltener Gast. Der erhoffte Sommer in Deutschland war mehr ein verirrter Herbst, der orientierungslos unseren Bahnen folgte. Und jetzt haben wir tatsächlich schon Herbst.
#vanlife – Hurra, ein LKW mit Kühlaggregat.Jena, ein früher Nachmittag in der Mitte des Septembers, draußen waren es 13 °C und erneut prasselte starker Regen auf unser Dach. Die heftigen Sturmböen ließen den Camper schaukeln. In Ermangelung eines Stellplatzes standen wir 4 Tage auf einem stark frequentierten Parkplatz an der Saale. Eine Baustelle raubte uns den letzten Nerv und zur Krönung hatten wir uns auch noch einen grippalen Infekt und einen Laster mit Kühlaggregat eingefangen. #realvanlife, die andere Seite des Lebens auf Rädern.
Die nächsten Stationen waren Hanau, noch einmal Mainz und Wiesbaden.
Und jetzt?
Nach fast drei Monaten in Deutschland kommt uns die Zeit in Frankreich wie eine lange vergangene Geschichte vor. Wir vermissen die Weite des Meeres, das Rauschen der Brandung und die Märkte in den Dörfern.
Eigentlich wollten wir so schnell wie möglich wieder los, aber im Moment helfen wir lieber Marco bei der Kellersanierung und tingeln zwischendurch zu Freunden und Familie. Uns ist die Eile abhanden gekommen und so bewegen wir bei teilweise strömenden Regen Tonnen von Erde und Beton. Zu Beginn der Arbeiten zählten wir Abends noch unsere Knochen und das Aufstehen am nächsten Morgen war eine Qual. Mittlerweile aber schachten wir zusammen mit den Hermans im Akkord aus, füllen die Löcher mit Beton und sind am nächsten Morgen fit wie ein Turnschuh. Das Leben fühlt sich im Moment irgendwie rund an, auch ohne Traumorte.
Irgendwann werden wir wieder losfahren, aber dieses Wochenende sind wir bei unseren Freunden in der Eifel und nächste Woche geht es weiter mit Erde und Beton. Wir wollen noch einen Kurztrip in die Niederlande machen, wir nennen es auch die Kibbeling-Komafressen-Tour 2017. Wir lassen es einfach laufen, vielleicht nehmen wir auch noch den einen oder anderen Weihnachtsmarkt mit oder wir sind plötzlich weg.
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